- Details
- Kategorie: #UNCUT
2016 wendet sich die Komponistin Renske Vrolijk an Annechien Koerselman mit der Bitte, aus ihrer besonderen Geschichte ein modernes Musiktheater zu entwickeln. So fängt es an. Annechien entwickelt ein Konzept, bei dem die Singstimme den roten Faden bildet, sie schreibt das Libretto zusammen mit Wendela de Vos und als Musikdramaturgin begleitet sie Renske Vrolijk eng bei der Umsetzung der Komposition von #Uncut.
Vivian war früher im Körper eines Jungen gefangen. Dies ist ihre Geschichte. Ungeschnitten. Und ja, das ist die Frage, die ihr am häufigsten gestellt wird. Die konfrontative und poetische Performance #uncut erzählt die Geschichte von Vivian, einer Transfrau oder einfach nur … Frau. Wer kann es sagen. Sie blickt auf einen Wechsel zurück, der nicht nur mutig war, sondern auch neue Fragen aufwirft. Nach einem langen Prozess psychologischer Forschung und medizinischer Interventionen ist sie jetzt, wer sie sein wollte. Oder? Aber was zu tun mit ihrer Vergangenheit? Was zu tun mit den alten Fotos? Wer war sie damals und wer ist sie heute? „Du bist jetzt doch glücklich?“, das hört sie nur allzu oft. Aber ist sie das? In einer Collage ais Rückblenden, abgesetzt gegen das Hier und Jetzt rumpelt Vivian durch die emotionale Achterbahn des Vorher und Nachher ihrer Entscheidung, die keine Entscheidung war. Keine Entscheidung sein konnte. Denn es war, wie es war, wie es sein sollte.
Die Erfahrungen der Komponistin selbst bilden den Ausgangspunkt für diese semi-autobiografische Musiktheater-Performance. Eine Geschichte, die mit der menschlichen Stimme anfängt. Unwiderstehlich und widerspenstig wird Renske Vrolijks Musiksprache von zwei der angesagtesten Ensembles des tiefen Ländern gespielt: dem brüllenden ORBI (Die oszillierende Rache der Hintergrundinstrumente) und dem Saxophonquartett Bl!ndman. Der niederländische Kammerchor singt und spielt die Familie, die urteilende und verurteilende Menge, die Schaulustigen, das Ärzteteam in einer Aufführung, über die bereits im Voraus gesprochen wird.
Bild © SMITH, sans titre, TRAUM, 2015
Cast & Crew
- Details
- Kategorie: #UNCUT
Kritik
De Volkskrant, Maartje Stokkers, 25. Mai 2022
[...] ein Blick in ihre inneren Welten: das Kind, das spürt, dass etwas nicht stimmt, der Jugendliche, der sagt „besser tot“ und der Erwachsene, der nach der Transition neu anfangen muss.
ein Junge [singt] wie ein Engel eine wortlose Melodie
Man hört ihr Umfeld unsensible Fragen stellen („Bist du ein Mann oder eine Frau?“) und auch, wie sie sich in eine Frau verliebt und sagt: „Ich will nicht haben, sondern sein.“
Der Junge und der Teenager bitten sie, sie in ihrem Leben zu behalten. Das fällt ihr schwer, aber sie finden einander in einem Harmonielied mit der engelhaften Melodie des Kindes als Halt.